Newsletter Februar 2021
Unsere Themen des Newsletters:
- Corona ist blöd – Punkt. Aber …
- ADS online – wie die Corona-Pandemie die Digitalisierung der (Sport)Verwaltungen beschleunigte
- Unser sportliches Zuhause –Kommunale Sportverwaltung im Homeoffice
- DOSB plant die Kampagne „Mein Weg“ für das Team Deutschland
- Jede Minute Bewegung zählt! Sport ist unverzichtbar – und muss bezahlt werden?
- Wie können Sporthallen gut gelüftet werden? Das Experiment der Hansestadt Wesel am Niederrhein.
- Wir stellen vor … Sportamt Wesel
1. Corona ist blöd – Punkt. Aber …
Vor einem Jahr wurden in Deutschland die ersten Corona-Fälle festgestellt. Aber da ahnte noch niemand, wie sehr und wie lange das Virus unser Leben auf den Kopf stellen würde. Corona fordert allen viel ab, in Beruf, im Studium, in der Freizeit und natürlich in Kitas und Schulen. Jonne, ein achtjähriger Hamburger Jung, bemerkt ganz trocken: „Corona ist blöd“ und wird danach noch konkreter: „Aber am allerblödesten ist, dass die Schulen zu sind.“ Und die Sportverwaltungen: Wie haben sie diese Zeit erlebt? Viele mögen ähnlich wie Jonne gedacht haben: „Aber am allerblödesten ist, dass Sport so gut wie gar nicht mehr stattfinden kann!“ Mancher nimmt’s zunächst mit Humor: „Ich habe in kurzer Zeit eine Menge neuer Wörter kennengelernt und sogar in meinen aktiven Sportschatz übernommen“, um dann ernst zu werden: „Die Pandemie hat unsere Gesellschaft und unsere Jobs ganz schön durchgerüttelt. Wenn dann Entscheidungen quasi im Stundentakt fallen, kann das schon anstrengend sein – und verlangt Phantasie und Flexibilität.“ Dennoch: Ständiges Lamentieren helfe auch nicht weiter. Der Ton bleibt konstruktiv.
So auch bei den Kindern, die im Hamburger Abendblatt zur Sprache kamen: Claas (8 Jahre) hofft ganz einfach, „dass der Lockdown jetzt schnell etwas bringt. So lange mache ich hier zu Hause ganz viel Sport. Wir haben zum Beispiel eine Turnstange. Daran klettere ich herum, wenn ich Bewegung brauche.“ Dem stimmen die Kolleginnen und Kollegen in den Sportämtern zu und ergänzen: „Wir wollen uns solidarisch zeigen und akzeptieren die Situation, so wie sie ist. Aber wir machen aus dem, was auch jetzt noch möglich ist, einfach das Beste.“ Dann das Zugeständnis: „Natürlich sind wir gerade nicht glücklich; einen ruhenden Betrieb sind wir einfach nicht gewohnt.“
Was möglich ist, muss vor Ort entschieden werden. Uwe Kaliske aus Mannheim wird etwas genauer: „Wir in Mannheim hatten Glück, haben uns zum Beispiel die geplanten Maßnahmen und konnten diese zum Teil vorziehen und schneller umsetzen. Fast könnte man sagen, dass wir 2020 mehr Möglichkeiten hatten und mehr geschafft haben als im Jahr zuvor.“
Tenor vieler Gespräche war, dass man an der Pandemie etwas Wichtiges ablesen könne: „Dort wo die Menschen an einem Strang ziehen, kann vieles erreicht werden. Es kommt auf den verwaltungsinternen Zusammenhalt an.“ Da wird nicht mehr nur auf die eigenen Zuständigkeiten geschaut. Vielmehr unterstützt die Sportverwaltung beispielsweise das Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung. Mancherorts wurden Großturnhallen vorübergehend zu Impfzentren umgewandelt, und die ADS-Vorsitzende, Dr. Andrea Fröhlich, hilft freiwillig im Impfzentrum aus: „Wir befinden uns in einer Pandemie. Wir wollen als Sportverwaltung unseren Beitrag dazu leisten, dass wir diese Phase schnell hinter uns lassen können.“
Nicht nur das: Noch nie, so die Meinung der Kollegen, sei die Zeit so günstig gewesen, „alte Zöpfe“ abzuschneiden, Abläufe zu verbessern und Neues auszuprobieren. Und wenn doch etwas nicht so gelingt wie geplant? Dann müsse man das aufrichtig kommunizieren und den Fehler korrigieren. Für Ehrlichkeit könnte am Ende sogar ein Lob stehen.
2. Die ADS ist online – wie die Corona-Pandemie die Digitalisierung der (Sport-)Verwaltungen beschleunigte
Die Technologien entwickeln sich rasant weiter. Betriebe, Behörden und die Menschen setzen sie immer häufiger und immer vielfältiger ein. Vor diesem Hintergrund könnte „ADS online“ zum neuen, aber gebotenen Leitbild der ADS in Krisenzeiten (und auch danach) werden; denn mit den Mitgliedern in Verbindung bleiben, sich informieren, fortbilden und sich austauschen zu können, ist seit Monaten das A und O des Miteinanders in der ADS. Auch wir müssen neue, teils ungewohnte Wege beschreiten. Die Pandemie bietet jedoch auch uns die Chance, die Zeit zu nutzen, Bestehendes zu optimieren und Neues auszuprobieren; denn „klar ist“, so versicherte der Chef der schleswig-holsteinischen Staatskanzlei in einem Zeitungsbeitrag, dass „die Digitalisierung (…) neue Arbeitsmöglichkeiten (schafft) – zeitlich wie räumlich. Und sie bietet die Chance, auch die Verwaltung noch effizienter, transparenter und bürgerfreundlicher zu machen.“ Dass es richtig und notwendig gewesen sei, sich auf den digitalen Weg gemacht zu haben, habe uns der Lockdown in der Corona-Pandemie drastisch vor Augen geführt.
Der ADS-Vorstand sieht das genauso und begrüßt es, dass die Digitalisierung der Kommunalverwaltung Fahrt aufnimmt. Oft steht Geld zur Verfügung, um die Prozesse zu beschleunigen. Stefan Bohlen, Erster Stadtrat der Stadt Pinneberg, für die Digitalisierung zuständig und selbst begeisterter Sportler, freut sich über zusätzliche Mittel aus dem Wettbewerb „Smart City“: „Digitalisierung ist wie Segelsport. Man muss sich voll und ganz auf sein Team verlassen können. Nur wenn sich alle vertrauen können und man gemeinsam an einem Strang zieht, kommt man als erster ins Ziel und erreicht ein Top-Ergebnis! Ich bin froh in Pinneberg so ein Team mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefunden zu haben.“ so Bohlen.
Dieser Teamgedanke ist wichtig. Viele Kolleginnen und Kollegen aus den Sportverwaltungen stehen in den Startlöchern, die Verwaltungsabläufe mit Hilfe digitaler Technik zu optimieren, suchen aber, wie die Kollegen in Wesel, noch nach der geeigneten Software. Um sich auszutauschen, wurde am 18. Januar 2021 ein Workshop als Videokonferenz mit einer erfreulich großen Teilnehmerzahl durchgeführt. Aufgrund dieser positiven Erfahrung wird darüber nachgedacht, welche Themen sich für virtuelle Weiterbildungsangebote eignen und inwieweit sich der konkrete Erfahrungsaustausch verbessern lässt.
Zu den Verbesserungsmöglichkeiten zählt auch der Relaunch der Website. Auf der neuen Corona-Sonderseite können sich die Mitglieder über Entwicklungen und Beschlüsse informieren (z. B. Beschlüsse der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten über die Corona-Maßnahmen). Ferner kann jede Mitgliedskommune und Landesarbeitsgemeinschaft von der Möglichkeit Gebrauch machen, Modellprojekte, Konzeptionen und andere interessante Neuheiten zu veröffentlichen. Als Beispiel möge das Präventionsprojekt der Stadt Kassel „Treffpunkt Bewegung – in Ihrem Stadtteil“ dienen. Auch so kann Erfahrungs- und Informationsaustausch gelingen.
Vorstandssitzungen finden zurzeit ebenfalls digital statt. War dieses „Format“ zunächst aus der Not heraus geboren, so zeichnet sich ab, dass es in Zukunft zumindest teilweise beibehalten werden könnte, spart es doch Zeit und Kosten für die Beteiligten. Selbst die Jahrestagung mit Mitgliederversammlung wurde 2020 nicht „analog“ durchgeführt. Sich nicht zu treffen und sich nicht persönlich auszutauschen, wurde jedoch von vielen Kolleginnen und Kollegen schmerzlich vermisst. Wir vertrauen fest darauf, dass die diesjährige Jahrestagung, die Corona-bedingt vorsorglich auf den 29. September bis 01. Oktober 2021 in Dresden terminiert ist, wieder in Präsenzform stattfinden kann; denn selbst wenn sich die Arbeit „sichtbar digitaler als vor der Krise“ gestaltet (Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung), so können digitale Formate die „analoge Kommunikation“, die persönliche Begegnung nicht vollends ersetzen.
3. Unser sportliches Zuhause –Kommunale Sportverwaltung im Homeoffice
Die Inzidenzwerte sinken, sind jedoch noch immer hoch, und die Pandemie hat weite Teile der Bundesrepublik fest im Griff. Vor ein paar Tagen hat die Politik an die Arbeitgeber appelliert, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Homeoffice zu ermöglichen, wo immer es geht. Die kommunalen Sportämter gehen mit gutem Beispiel voran: Eine Nachfrage bei mehreren Mitgliedskommunen hat ergeben, dass die Dienststellen durchweg das Arbeiten von zu Hause aus erlauben – und zwar auch bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr, manchmal sogar schon vor Corona. Die Führungskräfte nehmen sich nicht aus, erweisen sich als gute Vorbilder.
Das Herangehen ist unterschiedlich: Mitunter gibt der Dienstherr allgemeine Regelungen vor, die von den Ämtern einzuhalten sind. Damit sollen gleiche Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Manchmal regelt das Fachamt für sich das Homeoffice, und manche Sportverwaltung kommt ohne Vorgaben aus. „Dort sprechen sich die Kolleginnen und Kollegen“, wie Karsten Schütze aus Wiesbaden weiß, „untereinander ab. Probleme hat es bisher nicht gegeben.“
Gezwungen wird niemand. Denn nicht alle sind vom Homeoffice überzeugt. Schließlich, so die Argumente, finde der wichtige „informelle Austausch“ nicht mehr statt, Homeoffice gehe zu Lasten der direkten Kommunikation, ein Feedback von Vorgesetzten und Kolleg*innen sei nicht wirklich möglich. Einige befürchten, dass der für die Sportverwaltung unverzichtbare persönliche Kontakt zu Vereinen und Institutionen verloren gehe, mindestens aber leide. Es gibt zudem Kolleginnen und Kollegen, deren Ausstattung daheim für die Arbeit im Homeoffice nicht geeignet ist. Wenn trotzdem zu Hause gearbeitet werden soll, versucht der Arbeitgeber, die entsprechende Hardware bereitzustellen.
Alles ist richtig – Hauptsache, es funktioniert. Die Lösungen sind individuell zu betrachten; denn jede Sportverwaltung, jeder Mensch ist und arbeitet anders. „Seit der Pandemie mache ich mehr Sport als vorher, weil ich mehr Zeit habe und ihn mehr denn je brauche, um bei Laune zu bleiben. Trotzdem kann ich es kaum erwarten, ins Büro zurückzukehren – und mal wieder am Flurfunk teilzunehmen“, fasst ein „Home-Officer“ die die Situation ebenso realistisch wie (selbst-)ironisch zusammen.
4. DOSB plant die Kampagne „Mein Weg“ für das Team Deutschland (Mitteilung des DOSB)
Der Weg der Athlet*innen von Team Deutschland nach Tokio ist lang, intensiv und voller Herausforderungen. Wir lassen ganz Sportdeutschland auf emotionale Weise an diesem Weg teilhaben, indem wir zeigen, wo die Athlet*innen herkommen und wo sie trainieren, um ihren olympischen Traum zu verwirklichen. Denn ihre Familien, ihre Heimatorte, ihre Freunde und ihr Verein sind die treuesten, engagiertesten Fans, ihr Rückgrat und ihr Antrieb. Über das Herzblut und die Liebe dieser Communities zu ihren Athlet*innen lassen wir jeden deutschen Zuschauer fühlen und erleben, was es bedeutet, sich auf Olympische Spiele vorzubereiten und dafür alles zu geben.
Um unseren Kampagnen-Gedanken aufmerksamkeitsstark zu kommunizieren, lehnen wir uns an den populären Song „New York, Rio, Tokio“ an. Denn was könnte besser einen langen, steinigen Weg beschreiben als eine Kombination wie: SCHWERIN – DORTMUND – TOKIO.
Reduzierter kann der Weg nicht beschrieben werden, aber zu jedem Ort lassen sich zahlreiche Geschichten erzählen. Und wir nehmen die Städte und Orte mit, die zu Recht stolz auf ihre Olympiastarter*innen sind. Und bei rund 400 Athlet*innen von Team D kommen so ganz schön viele Städte zusammen – ganz SPORTDEUTSCHLAND eben und darüber hinaus. Denn durch den Städtedreiklang wird auch gezeigt, wie vielfältig und bunt Team D ist, denn nicht alle Athlet*innen sind in Deutschland geboren oder leben in Deutschland.
Um möglichst vielen Städten und Vereinen Material ihrer Athleten zur Verfügung zu stellen entwickeln wir mithilfe unseres Web2print-Portals ein kreatives Baukasten System. Dazu gehört unser Motiv und eine Headline-Mechanik, welche die Bedeutung der Stadt für die Athlet*innen in den Vordergrund stellt. Im Layout berücksichtigen wir auch, dass Städte, aber auch Vereine, ihre Website und ihr Logo integrieren können. Wir bauen ein Muster-Design für Poster, Aufkleber, Webseiten-Banner, Social Media Banner. Die Städte und Gemeinden müssen nur ihren Athleten auswählen, ihre Headline einsetzen und ihr Logo hochladen (und platzieren).
Darüber hinaus haben wir zahlreiche weitere Ideen für Ihre Kommunikation, Ausgestaltung von Werbeflächen, Partnerschaften mit den lokalen Verkehrsgesellschaften und Radiostationen. Lassen Sie uns dazu sprechen und bauen Sie sich schon einmal Ihr individuelles Hintergrundbild für die nächste Videokonferenz. Damit werden Sie Teil von Mein Weg für das Team D.
Links zum Kampagnenportal https://web2print.dosb.de/
Weitere Informationen und Kontakt unter frank@dosb.de
5. Jede Minute Bewegung zählt! Sport ist unverzichtbar – und muss bezahlt werden?
Unser Ehrenvorsitzender Rudolf Behacker hat sich seit November ein beachtliches Archiv mit Medienberichten zum Thema „Sport und Corona“ angelegt. Dabei erhebt er keinen Anspruch auf Vollständigkeit, schon gar nicht in seiner ganzen thematischen Vielfalt; er kann jedoch eindrucksvoll belegen, wie umfassend die Wirkungen der Pandemie sind („Erstaunlich, was da alles dranhängt und mit bedacht werden muss) und wie wichtig, ja unverzichtbar Sport im Verein, in der Schule oder allein im Freien für alle Generationen ist – gerade auch in Corona-Zeiten.
Da sind zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler zu nennen, die außerhalb der Schule kein Sportangebot nutzen (können). Besonders für diese jungen Menschen sei „jede Minute Bewegung (…) wertvoll“, befindet der frühere Bundesliga-Turner Florian Bau, mittlerweile als Sportlehrer, Vereinstrainer und Betreiber einer Sportschule tätig, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Wenn nicht, wie Bau es nennt, die „Werkzeuge“ für die körperliche Entwicklung als Voraussetzung für Sport und Bewegung in der Schule zur Verfügung gestellt werden können, wie sollen dann Kinder für selbst organisierten Sport begeistert werden?
Schulen und Schulträger stehen erneut in den Startlöchern: Nach dem Motto „Jetzt raus mit euch!“ soll der Unterricht - wie schon im Herbst vielfach praktiziert - nach draußen auf Sportplätze und andere Freiflächen verlegt werden. Die Sportverwaltung wie das Team Schule und Sport der Stadt Wesel unterstützen die Schulen dabei ausdrücklich; denn Bewegung zähle zu den Voraussetzungen „für die körperliche, soziale und emotionale Entwicklung (Bau)“ aller jungen Menschen. Auch der ohnehin schon aktiven Kinder und Jugendlichen.
Um die Einschränkungen im Lockdown erträglicher zu machen, hat der Schleswig-Holsteinische Handballverband (HVSH) unter dem #HandballistMeer – Handball ohne Barrieren erstmals am 02. Februar eine kostenlose Webfitness-Veranstaltung für Handballinteressierte durchgeführt. Da er eine Spendenmöglichkeit eingerichtet hat, kann gleichzeitig dem Inklusionsgedanken Rechnung getragen und der Inklusionshandball unterstützt werden. Überhaupt der Gesundheitssport …
Ein niederschwelliges Angebot hat die Stadt Kassel bereits vor Corona mit dem „Treffpunkt Bewegung – in Ihrem Stadtteil“ ins Leben gerufen. Das Projekt, das sich vornehmlich, aber nicht nur an die ältere Generation richtet, kann nach einem an das Pandemiegeschehen angepassten Stufenplan schnell und einfach wiederbelebt und von anderen Mitgliedskommunen nachgeahmt werden. Auch so lassen sich – demnächst wieder - Menschen, die sich ohne „Schubs“ von außen nicht gut motivieren können, für regelmäßige Bewegungseinheiten (zurück-)gewinnen. Informationen befinden sich auf der ADS-Homepage.
Überhaupt hat die Pandemie dem Outdoorsport, insbesondere dem, der allein und meist mit geringem Aufwand betrieben werden kann, zu neuer Wertschätzung verholfen. „Dass man sich mal wieder überlegen musste, was man eigentlich draußen so alles anstellen kann, war sicher etwas Gewinnbringendes und hat auch die Kreativität von Vereinen herausgefordert“, meint Sportpädagoge Bau. Diese Kreativität kann auch von der Sportverwaltung ausgehen. Warum sollte man nicht – sobald es wieder geht – eine Aktion starten, zum Beispiel dem jahrelang „verschmähten“, aber stets kommunal unterhaltenen Trimm-Dich-Pfad aus den 70-er Jahren zu neuer Attraktivität, zu neuem Leben zu verhelfen?
Noch einen Wert des Sports rückte die Pandemie in den Vordergrund: Zusammenhalt und Gemeinsinn aller Akteure. Sind die Vereine die wichtigsten Kooperationspartner der kommunalen Sportämter, so ist Hilfe und Unterstützung der öffentlichen Hand – auch der Kommunen - erforderlich. Nicht zuletzt aufgrund der nun schon Monate andauernden Schließung sämtlicher Sportstätten bangen viele Vereine ums Überleben. Das haben ADS-Mitglieder längst erkannt. Die Stadt Wesel erarbeitet „Richtlinien, um den Sportvereinen finanziell zielgerichtet in der Coronapandemie und darüber hinaus helfen zu können.“ Der Kollege Glatt der Stadt Konstanz hat mitgeteilt, dass das Amt für Bildung und Sport gemeinsam mit dem Stadtsportbund unter anderem einen städtischen Rettungsschirm für die Sportvereine plane und entwickle. Einen solchen Rettungsschirm hat auch die Stadt Köln aufgespannt.
Nicht immer ist es den Kommunen möglich, die Sportförderung auszuweiten. In solchen Fällen haben sich die Kommunen darangemacht, die bisherige Sportförderung zu evaluieren und ggf. neu zu gestalten. Dabei kann auch Überlegung sein, dass die Vereine, die in Corona-Zeiten ihre Mitgliederkartei sozusagen „auf Vordermann gebracht“ und deshalb weniger Mitglieder haben, in Zukunft wegen der pauschalierten Förderung nicht benachteiligt werden sollen.
Andere Kommunen sehen davon ab, in der Corona-Zeit Hallennutzungsgebühren geltend zu machen, um so die Vereine von laufenden Kosten zu entlasten. Eine eher ideelle, aber für die Vereine dennoch hilfreiche Förderung wird ebenfalls praktiziert: Die Unterstützung der Vereine bei der Inanspruchnahme möglicher Förderprogramme von Bund und Land sowie bei in der Umsetzung der Regelungen durch die jeweilige Corona-Verordnung. Um möglichst alle Vereine zu erreichen, haben Kommunen einen digitalen Newsletter oder ein Rundschreiben entwickelt, das zudem auf der städtischen Homepage veröffentlicht wird.
Überhaupt scheint der Beratungsaufwand in den Sportverwaltungen Corona-bedingt gestiegen zu sein. Für manche Verwaltung auch ein Grund, das Homeoffice daran auszurichten.
Es ist wohl was dran, was so häufig zu lesen ist: Die Corona-Krise wirkt wie ein Brennglas, das ungewollte Entwicklungen schonungslos aufzeigt. Das haben die Sportverwaltungen im Blick. Aber sie sehen auch Chancen. Und sind überzeugt: Manches vom Erreichten hätte zu einer anderen Zeit in der Umsetzung länger gedauert. Der Sport hat Zukunft.
6. Wie können Sporthallen gut gelüftet werden?
Die Hansestadt Wesel am Niederrhein hat sich frühzeitig dieser Frage gestellt und wagt ein originelles Experiment
Regelmäßiges Lüften gehört mittlerweile zum Tagesablauf. Während das in den Klassenräumen, in denen sich die Fenster öffnen lassen, gut klappt, stellt sich die Situation in den Sporthallen oft ganz anders dar. „Die Einhaltung der Vorgabe des Umweltbundesamtes (UBA) von fünf Luftwechseln in der Stunde dürfte bei einer Vielzahl von Sporthallen nicht zu erreichen sein“, schätzt Thorsten Hummel, Leiter des Fachbereichs Gebäudeservice der Stadt Wesel, und fügt hinzu: “Zumal nach Einschätzung des UBA keine Zugwirkung entstehen soll.“
Die Stadt Wesel wollte es genauer wissen: Sie führte aufgrund der Stellungnahmen der Kommission Innenraumlufthygiene (IRK) am UBA vom 12. August 2020 und 16. November 2020 in den 19 Sporthallen und drei Mehrzweckhallen mit Fachingenieuren individuelle Begehungen durch. Ergebnis: In einem Teil der Hallen können die Vorgaben erfüllt werden, in einem anderen Teil können die Werte durch eine Kombination bestehender Lüftungsanlagen und Öffnen vorhandener Fenster und Notausgänge annähernd und in wenigen Hallen aufgrund der baulichen Gegebenheiten auch mit mobilen Lüftungsanlagen nicht erreicht werden. Letztere sind für den Sportbetrieb unter Pandemiebedingungen ungeeignet und müssen vorerst geschlossen bleiben.
Bei künftigen Neubauprojekten wird geprüft, ob geeignete Raumluftanlagen installiert werden können. In zwei Bestandshallen wird die Stadt Wesel mit Lüftungsanlagen, die üblicherweise von Feuerwehren zum Entrauchen von Gebäuden eingesetzt werden, versuchen, den geforderten Luftwechsel zu erreichen. Die Geräte können später von der Feuerwehr weiterverwendet werden.
Wesel hat sich zum Ziel gesetzt, klimaneutrale Stadt zu werden. Vor diesem Hintergrund ist der verstärkte Einsatz von Raumluftanlagen durch den Energieverbrauch bei der Produktion und dem Betrieb ein Problem. Auch diesem Zielkonflikt wird sich die Stadt stellen: „Es bleibt eine Abwägungssache“, meint Fachbereichsleiter Thorsten Hummel.
7. Das Team Schule und Sport der Stadt Wesel stellt sich vor
Die Hansestadt Wesel liegt am Niederrhein im Regierungsbezirk Düsseldorf des Landes Nordrhein-Westfalen.
Einwohner: 62.571
Amtsbezeichnung: Team Schule und Sport
Anzahl der Mitarbeiter: 3 Verwaltung, 1 Platzwart, Saisonkräfte am Auesee
Anzahl der Sportanlagen: 2 Kunstrasenplätze, 5 Tennenplätze, 13 Naturrasenplätze (davon einer vereinseigen), 4 Rundlaufbahnen (davon eine mit 8 Kunststoffbahnen), 1 Rollschuhbahn, 7 Kleinspielfelder, 2 Beachsportanlagen (vereinseigen)
Anzahl der Turnhallen: 3 Dreifachturnhallen, 2 Zweifachturnhallen, 15 Einfachturnhallen, 1 Leichtathletikhalle (vereinseigen)
Anzahl der Schwimmbäder: 2 Hallenbäder, 1 Freibad (alle drei in Verwaltung der Städt. Bäder GmbH, 1 Freibad (vereinseigen), Naturbadestelle Auesee
Anzahl der Sportvereine: 77 mit 15.374 Mitgliedern
1. Wo ist die Sportverwaltung innerhalb der Verwaltung angesiedelt und wie ist sie aufgebaut?
Die Sportverwaltung der Stadt Wesel ist im Team Schule und Sport im Fachbereich Jugend, Schule und Sport angesiedelt. Sie besteht aus zwei Mitarbeiter*innen (Vollzeit) und dem Teamleiter des Teams Schule und Sport. Hinzu kommen ein Platzwart an der größten Sportanlage Westenergie Auestadion und Saisonkräfte für die Bewirtschaftung des Auesees.
Die Sportverwaltung ist für alle Belange des Sports in Wesel zuständig. Dazu zählen z.B. die Beschaffung von Sportgeräten, die Belegung der Sportstätten oder der Ausbau von Sportstätten. Neben der Bereitstellung von Sportanlagen unterstützen wir die Sportvereine z.B. bei der Durchführung von Veranstaltungen oder durch die Vergabe von Beihilfen aus dem städtischen Haushalt. Die Sportverwaltung ist Ansprechpartner zum Thema Sport für Vereine, Schulen, Bürger und Politik.
Eine Sonderaufgabe in der Sportverwaltung stellt die Bewirtschaftung des Auesees da. Der ca. 165 ha große See mit seiner großen Liegewiese steht zum Schwimmen, Tauchen, Rudern und anderen wassersportlichen Aktivitäten zur Verfügung und dient als beliebtes Naherholungsziel für den Niederrhein und das Ruhrgebiet.
Verwaltungsinterne Schnittstellen gibt es zum Fachbereich Gebäudeservice, der für die Bauunterhaltung der Gebäude sowie die Elektro-, Sanitär- und Klimatechnik der Gebäude zuständig ist. Außerdem ist er zuständig für die Unterhaltung der Tribünen, Trennvorhänge und Geräteraumtore in Turnhallen. Schnittstellen gibt es zudem mit der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen), die für die Unterhaltung der Außenflächen wie Sportplätzen und der Liegewiese am Auesee zuständig ist. Für die Schwimmbäder der Stadt ist die Städt. Bäder Wesel GmbH zuständig.
2. Was sind die aktuellen Höhe-/Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Aktuell erarbeitet die Sportverwaltung Richtlinien, um den Sportvereinen finanziell zielgerichtet in der Coronapandemie, aber auch darüber hinaus helfen zu können. Ferner soll eine weitere sportliche Attraktivierung des Auesees durch den Aufbau eines Trendsportareals sowie des Ausbaus des attraktiven Wegenetzes für Spaziergänger, Jogger und Radfahrer rund um den See entwickelt werden. Beim Thema Kunstrasenplätze hat die Stadt Wesel Nachholbedarf. Hier wurden in den letzten Jahren bereits zwei Tennenplätze in Kunstrasenplätze umgewandelt. Die weitere Umwandlung von zwei Naturrasenplätzen steht in diesem Jahr an.
3. Was sind die (sportbezogenen) Ziele der Hansestadt Wesel (allgemeine strategische Ziele)?
Im Jahr 2017 wurde in Wesel eine kooperative Sportentwicklungsplanung mit Akteuren aus Sport, Verwaltung, Politik und anderen gesellschaftlichen Gruppen durchgeführt. Als wichtigste Ziele der Sportentwicklungsplanung kristallisierten sich eine bessere Information der Bevölkerung über die vorhandenen Sport- und Bewegungsangebote, eine stärkere Kooperation zwischen den Sportvereinen untereinander, aber auch zu anderen Organisationen z.B. Schulen und die Schaffung urbaner Bewegungsraumkonzepte heraus.
4. Wie ist das Team Schule und Sport bzw. der Fachbereich Jugend, Schule und Sport der Stadt Wesel aufgestellt? Verwenden Sie z. B. ein Sportverwaltungsprogramm?
Die Vergabe der Turnhallen wird inzwischen durch ein entsprechendes Programm unterstützt. Für die verbesserte Information über die Sportangebote in der Stadt Wesel sind wir noch auf der Suche nach einer geeigneten Plattform.
5. Wie hat der Fachbereich bzw. das Team den Sport und die Sportverwaltung durch die Corona-Krise gesteuert?
Seit dem Ausbruch der Coronapandemie war das Jahr 2020 geprägt von Sportstättensperrungen und Absagen von Veranstaltungen. Durch regelmäßige Informationen haben wir die Vereine über die sich ständig ändernden rechtlichen Voraussetzungen zur Ausübung des Sports informiert. Die Sportstätten haben wir von Juni bis Oktober soweit es ging für Schulen und Vereine offengehalten. In dieser Zeit haben viele Vereine ihre Übungsstunden aus der Sporthalle auf Sportplätze und andere Freiflächen der Stadt verlegt. Dabei haben wir die Vereine soweit es ging unterstützt.
Im Herbst hat sich die Sportverwaltung gemeinsam mit dem Gebäudeservice die Belüftungssituation in den Turnhallen näher unter die Lupe genommen.
Wir sehen die ADS-Mitgliedschaft als einen Gewinn, weil...
...der Austausch mit Kollegen, die den gleichen Herausforderungen gegenüberstehen, die Lösungsfindung vereinfacht.